Lebendiges Mathematiklernen:
Der Blick der Themenzentrierten Interaktion
auf die Mathematikdidaktik
Katja Lengnink / Susanne Prediger
Preprint 2056, FB Mathematik, TU Darmstadt
In gekürzter Fassung erschienen in Bildung und Erziehung 54 (2001) 3, S. 333-353.
Im didaktischen Teil der Lehrerausbildung ergibt sich oft eine große Diskrepanz zwischen dem Bestreben der Lehrenden, den Studierenden die Wissenschaft Didaktik mit ihren theoretischen Ansätzen und grundsätzlichen Fragestellungen nahezubringen (soweit sie als theoretischer Hintergrund für die spätere Tätigkeit als Lehrperson hilfreich ist), und der Erwartung der Lernenden, in ihrem insgesamt schon so praxisfernen Studium wenigstens in der Didaktik etwas unmittelbar Unterrichtsrelevantes lernen zu können. Und auch denen, die sich auf eine theoretische Betrachtung von Lehr- und Lernprozessen einlassen wollen, fällt es schwer, die vielen unterschiedlichen Fragestellungen der Mathematikdidaktik so in eine sinnvolle Ordnung zu bringen, daß sich die zahlreichen Einzelfragen in ein Gesamtbild integrieren lassen.
Aus Sicht der Autorinnen bietet die Themenzentrierte Interaktion (TZI) durch ihr ganzheitliches Verständnis von Lehr- und Lernsituationen eine überzeugende, vielschichtige Grundkonzeption, von der ausgehend sich zentrale Teile der Mathematikdidaktik erschließen lassen. Dieser Blickwinkel hat sich sowohl in der Lehre der Didaktik (in einem fachdidaktischen Seminar „Mathematiklernen mit TZI“, vgl. Lengnink/Heger/Prediger 1998) als auch zur Einordnung der mathematikdidaktischen Forschungslandschaft als fruchtbar erwiesen.
In der Arbeit werden wir, nach einer knappen Vorstellung der Konzeption der TZI (Kapitel 1), die einzelnen Teile der Konzeption zum Ausgangspunkt nehmen, um zentrale Fragen und Ergebnisse der Mathematikdidaktik zu diskutieren (Kapitel 2). Wie TZI darüber hinaus auch direkt für das Mathematiklehren fruchtbar gemacht werden kann, soll in Kapitel 3 kurz angedeutet werden.