Interaktive Verfahren der Etablierung von Passungen und Divergenzen für sprachliche und fachkulturelle Praktiken im Deutsch- und Mathematikunterricht. Rekonstruktive Unterrichtsstudie zur Erklärung gelingender oder misslingender Teilhabe an schulischen Lernprozessen.
Bekannt ist, dass Schulerfolg eng an die soziale Herkunft und die SPrachkompetenz gebunden ist, doch wie genau entsteht diese Kopplung? InterPass entwickelt einen Erklärungsansatz, der die subtile Rolle kommunikativer und fachkultureller Praktiken im Unterricht fokussiert. Diese sind bislang auch im Rahmen von sprachbezogenen Ansätzen kaum in ihrer Bedeutung für die Reproduktion von Bildungsungleichheit untersucht worden. Soziolinguistische Untersuchungen belegen, dass Diskurspraktiken in der Familieninteraktion in sehr unterschiedlicher Weise realisiert und sozialisatorisch angeeignet werden. Gleichzeitig sind Diskurspraktiken als zunehmend komplexe sprachlich-kommunikative Aktivitäts- und Anforderungsfelder eines jeden Fachunterrichts mit verschiedenen fachkulturellen Ausprägungen zu betrachten. Sowohl die sprachlich-sequenziellen Mikroprozesse der Unterrichtsinteraktion als auch die ebenfalls implizit erworbenen fachkulturellen Handlungslogiken dürften Lehrenden kaum bewusst zugänglich sein, so dass Diskrepanzen zwischen Anforderungen und Praktiken selten zum expliziten Gegenstand von Unterricht gemacht werden.
InterPass setzt sich aus drei Teilstudien zusammen:
InterPass zeichnet sich durch eine interdisziplinäre Verschränkung von Fragestellungen, Methoden und Theorien aus Linguistik und Fachdidaktik (Mathematik- und Sprachdidaktik) aus. Diese engen interdisziplinären Bezüge haben zur innovativen Entwicklung und beschreibungstheoretischen Integration von methodischen Verfahren der Erfassung und Rekonstruktion von kommunikativen und epistemischen Aspekten der Unterrichtsinteraktion und der sprachlichen und fachlichen Lerngelegenheiten geführt. Dabei werden die sprachlichen und fachlichen Prozesse im Lichte der kommunikativen und epistemischen (d.h. wissenskonstituierenden) Praktiken betrachtet, die durch die jeweils angewandten Gattungen, besonders das Erklären, aber auch das Argumentieren, charakterisierbar sind.
Unter den empirischen Erträgen des Projekts sind besonders hervorzuheben:
InterPass konnte durch die Reichhaltigkeit seiner Forschungsperspektiven und die Konkretheit seiner rekonstruktiv gewonnenen Befunde vorlegen, die hoch relevant für Fortbildungen sind und deren Transfer bereits innerhalb der Projektlaufzeit in Ansätzen konzeptuell entwickelt und erprobt wurde.
Die wissenschaftlichen Erträge haben wichtige Hinweise für Veränderungspotentiale unterrichtlicher Interaktionen gebracht. Die Sensibilisierung von Lehrpersonen für Wirkungen von Interaktionsmustern und die Thematisierung von Alternativen ermöglichen die aktive Einflussnahme auf den Abbau von Bildungsungleichheit. Die Forschungsergebnisse sind bereits eingeflossen in videogestützte Fortbildungen.
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